Erinnerung

Ich weiß nicht mehr warum, aber ich dachte dann ein bisschen an Spanien…  Aber zuerst war da die Hochnebeldecke, dann der Regen, dann Schnee, Regen, dann wieder die Hochnebeldecke, wieder der Regen. Er treibt Menschen zusammen, setzt sie triefend nebeneinander in Trams, in Zügen, Bussen. Sie schauen geplagt durch die nassen Fenster nach draußen, lassen ihre Blicke über die anderen gleiten, suchen Schutz. Oder ein bisschen Harmonie. Geht es Ihnen auch so? fragte also ein Mann neben mir. Ich schaute ihn an und da stand wohl ein Fragezeichen in meinem Gesicht. Er meine das Wetter. Monsun. Sagte er. Ohne sich zu bewegen, zeichnete er mit seinen Augen einen Pfeil nach draussen. Ich nickte. Es hört nicht auf. Heute regnet es nur einmal. Ja. Ja. Wieder stiegen Menschen zu, andere aus. Als ich klein war, da gab es noch Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Sagte er. Bei mir auch. Dann sagte ich, vielleicht würden wir nur glauben wollen, dass die Jahreszeiten so klar unterscheidbar waren. Ich bekam Kopfschütteln von zwei anderen. Der Mann sagte: Aber so ist es! Bei ihm sei das so gewesen, denn er habe im Winter jeden Tag nach der Schule mit den Skiern in die Berge fahren können! Ja, ja, nach der Schule. Irgendwo bei Bern, hinter Bern. Interlaken, fragte ich. Er erzählte dann auch vom Schlitteln, sogar auf die Besen seien sie gesessen und die Straßen hinunter gerattert, auf denen keine Autos fuhren, jedenfalls nicht so viele damals. Aber heute habe er Geburtstag und er gehe jetzt in ein Café und lasse es sich gut gehen, ich sage, aha, ein Wassermann, wie ich. Eigentlich sei er ein Steinbock. Er fühle sich jedenfalls nicht als Wassermann. Er sei knapp noch nicht Wassermann. Jawoll. Weg war er und ich weiß nicht mehr warum, aber ich dachte dann ein bisschen an Spanien und an Jean-Paul Belmondo, der überhaupt nicht so groß war wie man immer meint und ich bin niemals so klein wie auf dem Bild, wo wir zusammen Flamenco tanzen.

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